Beitrag von Roger Kalt, publiziert am 2007-01-08T18:13:00
Wer kennt sie nicht, Bernadette Rippstein? Alle die schon an einem Fricktaler Cup oder am Fricktalischen Mannschaftszeitfahren teilgenommen haben, hatten sicher direkt oder indirekt mit Bernadette zu tun. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen, Ausschreibungen, Anmeldungen und Ranglisten…
In der Neuen Fricktaler Zeitung ist am 5.1.07 ein Portrait über Bernadette Rippstein und ihr Engangement für den Radsport erschienen. Auch wir sagen Dankeschön vor allem für den Einsatz für den Nachwuchs aus unserer Region!
Leidenschaftliche Fricktalerin
Bernadette Rippstein fasziniert durch Faszination
von Heidi Emmenegger, NFZ 5.1.2007
Zwanzig Jahre war die 58-jährige Bernadette Rippstein aus Frick in der Kommission Breitensport des Schweizerischen Radfahrer-Bundes (SRB) tätig, sieben Jahre davon sogar als Präsidentin. Inzwischen engagiert sie sich nicht mehr gesamtschweizerisch, im Vorstand des SRB Fricktals des Bezirks Laufenburg und Rheinfelden unterstützt sie den lokalen Radsport noch immer.
FRICK. Eigentlich kann sich die gebürtige Wittnauerin noch genau an die «Geburt» ihrer grossen Leidenschaft für den Radsport erinnern: «Als kleines Mädchen beobachtete ich,wie vor unserem Haus eine Gruppe Rennvelofahrer vorbeifuhr.Dieses Bild hat mich so fasziniert, dass ich wusste: das will ich auch.» Verhältnismässig spät, nämlich erst in der 5. Klasse lernte sie dann auch tatsächlich Velo fahren, damals war es nicht selbstverständlich, schon als kleines Kind ein Fahrrad zu besitzen und schon gar nicht für ein Mädchen, das früh seinen Vater verloren hatte. Dann aber ging es steil bergauf mit ihrer Radfahrerkarriere, nach der Schulzeit fuhr sie regelmässig mit dem Velo zum Bahnhof Frick, um zur Arbeit nach Brugg zu gelangen. Unterwegs liess sie sich ab und zu in der Reparaturwerkstätte Beyeler sehen, wo unter anderem der Präsident vom Rad- und Motorclub Wittnau arbeitete. Dieser fragte die junge Dame, ob sie nicht dem Radclub beitreten wollte.
Natürlich wollte sie und sie kam ihrem Mädchentraum immer näher. Zwar fuhr sie noch kein Rennvelo, sondern ein dreigängiges Damenfahrrad, trotzdem war sie begeistert von den Distanzfahrten die sie mit dem Veloclub unternahm. Bis zu hundert Kilometer strampelte sie an einem Tag auf ihrem Dreigänger. «Der Club wurde zu meinem grössten Hobby, ich war sehr viel auf dem Velo unterwegs und das Fricktal eignet sich unglaublich gut, um für richtige Bergfahrten zu trainieren», erinnert sich Bernadette Rippstein und in ihrer Stimme schwingt ein schwärmerischer Unterton, wenn sie von ihren frühen Radsporterlebnissen erzählt.
Erstes internationales Damenvelorennen
Mit einundzwanzig Jahren wurde der Radsport aber vorerst einmal etwas zurückgesteckt, wichtigere Angelegenheiten standen für die junge Frau im Vordergrund: Sie heiratete und bekam kurz darauf ihr erstes Kind, zwei weitere folgten bald darauf. In dieser Zeit widmete sie sich vor allem der Familie, ihre Leidenschaft für den Radsport verlor sie trotzdem nicht, sobald es ihre Familienarbeit organisatorisch erlaubte, sass sie wieder auf dem Sattel und bald bot sich ihr eine tolle Gelegenheit, um endlich einmal herauszufinden, wie gut sie eigentlich war, wo sie leistungsmässig stand. 1977 nämlich fand in Wohlen das erste internationale Damenvelorennen in der Schweiz statt. Und weil Bernadette Rippstein inzwischen ein Rennvelo besass und weil es in ihrer Natur liegt, dass alles Neue sie unglaublich fasziniert, löste sie sich eine Tageslizenz und nahm die Herausforderung an. «Meine Kinder standen an den Banden und riefen: Hopp Mami! Das war ein überwältigendes Gefühl.»
Trotz der tollen familiären Unterstützung erreichte sie keinen der ersten Ränge, aber das war auch gar nicht wichtig. Wichtig war, es versucht zu haben, dabei gewesen zu sein, am ersten internationalen Damenvelorennen. Dabei war sie etwas später auch am Militärradrennen von St. Gallen nach Zürich. Als eine von fünf Frauen unter ungefähr 700 Männern. «Es ging mir nicht darum, unbedingt in eine Männerdomäne eindringen zu wollen, ich sah dieses Militärradrennen einfach als weitere persönliche Herausforderung», erklärt die zierliche Frau. Und so setzte sie sich immer wieder neue Ziele, die sie über kurze oder längere Zeit dank ihrem grossen Willen und Einsatz immer erreichte.
Vom Alpenbrevet zur Präsidentin der Fachkommission
1978 führte die Fachkommission Breitensport des SRB Schweiz zum ersten Mal das so genannte «Alpenbrevet» durch, ein Radrennen, das an einem Tag über vier hohe Schweizer Pässe führte. Wieder etwas Neues, wieder eine Herausforderung, Bernadette Rippstein schaffte die vier Pässe, obwohl sie nicht wirklich trainiert war und es sie viel Mühe kostete. Die nächsten zehn Jahre fuhr sie das «Alpenbrevet» bei jeder Witterung. Danach wechselte sie von der Teilnehmer- zur Organisatorenseite und, bereits im Vorstand des SRB Schweiz, begann so eine sehr arbeitsund lehrreiche Zeit für Bernadette Rippstein. Ihr jetziger Mann, der auch sehr engagiert im Radsport war, unterstützte sie dabei immer tatkräftig.
«Die Arbeit beim SRB Schweiz war sehr interessant, ich lernte viele Menschen aus der ganzen Schweiz kennen», erinnert sich die ehemals begeisterte Radsportlerin an ihr Steckenpferd und dabei schwingt eine gewisse Wehmut in ihrer Stimme. Völlig unerwartet und ihrer Ansicht nach auch ganz ungerechtfertigt wurde die Kommission Breitensport mit ihr als Präsidentin vom SRB im Zuge eines Führungswechsels sozusagen «rausgeschmissen». Nach zwanzig Jahren grossem Engagement und vollem Einsatz, vom SRB Schweiz einfach so rausgespickt zu werden, sei nicht spurlos an ihr vorbeigegangen, sie habe sich seither vom Radsport abgewandt und erst einmal entstand ein grosses Loch in ihrer Alltagsgestaltung.
Faszination für Grosskinder
«Rückblickend haben mich meine Grosskinder gerettet», meint Bernadette Rippstein nachdenklich. Der Nachwuchs hat ihr einen neuen Lebensinhalt gegeben und die fast unerklärliche Faszination,die sie früher für den Radsport empfunden hatte, fühlt sie heute für ihre Enkel. «Es gibt nichts Schöneres, als Zeit mit diesen Kindern zu verbringen», strahlt sie. Und genauso wie sie früher fürs Radfahren alles Stehen und Liegen gelassen hätte, tut sie das heute für ihre geliebten Grosskinder. Aus ihren Worten spürt der aufmerksame Zuhörer, dass Bernadette Rippstein in ihren Leidenschaften kompromisslos ist.«Wenn schon, denn schon», könnte man sagen.
Mit dieser Lebenseinstellung und ihrem starken Willen hat sie viel erreicht, hat sich persönliche Träume erfüllt, sich aber immer auch für andere Menschen und deren Bedürfnisse eingesetzt.