Präsident Hans Stohler in der NFZ interviewt
Beitrag von Dominik Senn / NFZ / 30.9.2008, publiziert am 2008-10-07T15:20:00
Befallen vom Radsport-Virus
RV Sulz-Präsident Johannes Stohler freut sich auf 100-Jahr-Festivitäten im 2009
Dominik Senn / NFZ / 30.9.2008
Johannes Stohler, Präsident des 99 Jahre alten Radfahrervereins Sulz, ist unheilbar vom Radsport-Virus befallen. Er freut sich riesig aufs 100-Jahr-Jubiläum im 2009.
SULZ. Als 13-jähriger Knirps steht Stohler 1958 in Rheinfelden auf der Geraden innerorts, die schnurgerade auf das Feldschlösschen zu führt. Er ist geradewegs von der Schule hierher geeilt. Menschen stehen dicht gedrängt. Angesagt ist eine Etappenankunft der legendären Tour de Suisse. Und tatsächlich zieht der Tross auf funkelnden Rädern vorbei. Wird der Gesamtsieger wieder Hugo Koblet heissen, wie 1953? Nein, es wird diesmal kein Schweizer.
Aber Stohler ist hin und weg. Befallen vom Radsport-Virus, von dem er bis heute nicht loskommt. Während der Bäcker-/Konditor-Lehre, so heisst sie damals, tritt er dem Veloklub Argovia Möhlin bei, fährt ein paar Radrennen, wird Militärradfahrer, fährt ein paar Militärradrennen. Dann absolviert er in Liestal die Eidgenössische Zollschule, mit anschliessendem Praktikum in Genf. Das Diplom erhält er in französischer Sprache. Er bleibt vorerst in Genf und leistet seinen Dienst in Grand-Saconnez und Meyrin. Dann macht er die Polizeischule des Kantons Basel-Landschaft, wird Polizeibeamter. Mehrere Jahre später macht er eine Weiterbildung zum diplomierten Personalfachmann, wird Personalchef – und das ist er heute noch, seit 24 Jahren in einer mittelgrossen international tätigen Firma in Münchenstein.
In Sulz gut aufgenommen
Wo lässt sich ein Radsportbesessener, wie Stohler, nieder, wenn er sich im Fricktal niederlässt? In Sulz natürlich, wo der Radfahrerverein (RV) Helvetia regelmässig grosse Talente hervor bringt. Bei Stohler ist allerdings Amors Pfeil richtungsweisend. Im Militärdienst in Sulz findet er seine Angebetete, genauer im Dorfteil Bütz, bei «s’Theophile». Sie heiraten, wohnen im Baselland und ziehen im Frühjahr 1993 endgültig nach Sulz. «Ich wurde sofort gut aufgenommen und habe auch guten Anschluss gefunden», sagt Stohler. Innert Jahresfrist ist er schon Mitglied des RV Sulz und hilft die Schynbergrundfahrt organisieren, bis zum Aus im 2003. Im 2002 füllt Stohler eine Lücke im Vorstand und wird sogleich zum Präsidenten gewählt. Er ist es bis heute. In dieses Amt bringt er eine Vision mit, die er umsetzt und von welcher der RV heute noch zehrt. «Ich wollte einen Verein, der als Dorfverein lebt und funktioniert und der sauberen Radsport pflegt», sagt Stohler. «Oberste Priorität ist für mich, dass die jungen Radsportler ihre jeweilige Ausbildung nicht vernachlässigen. Für mich zählt in erster Linie, dass die Fahrer nach einem Rennen wieder gesund heimkehren. Der sportliche Erfolg ist zweitrangig. Meine Meinung: Sport ist die Lebensschule schlechthin. Ohne Leistung gibt es in dieser Welt nirgendwo etwas. Um Leistung zu erbringen, muss man kämpfen, sich vorbereiten, schuften, trainieren. In der Regel behauptet sich einer, der sich derart im sportlichen Bereich durchbeisst, auch im Berufsund im sonstigen Leben.»
Profil verliehen
Stohler gelingt es, die Splittergruppen und -mannschaften des RV Helvetia wieder zu einem Verein zusammen zu schweissen und dem Verein nach aussen Profil zu verleihen. Der RV Helvetia Sulz ist in der Schweizer Radsportszene ein Begriff. Wie er das geschafft hat? «Mir kam meine vielseitige Ausbildung und natürlich meine Erfahrung in der Personalführung zugute», sagt Stohler. «Ich sage es auch immer wieder: Keine Altersgruppe kann ohne die andere zum Erfolg kommen, es braucht jede. Mir ist vor allem ein Anliegen, dass die Alten und die Jungen zusammenarbeiten und Zusammenhalt haben. Was zählt, ist der Teamgedanke, der Teamgeist.»
Der Lohn der Mühe ist gross: Beim RV Sulz läuft’s heute kugellagerrund. Dank der Radsportschule stehen regelmässig Namen junger Sulzer und Sulzerinnen im schweizerischen Jahresklassement an der Spitze. Ungewöhnlich stark sind die Frauen: die mehrfache B-Schweizermeisterin Fabienne Sommer (neu Elite), Sandra und Martina Weiss, Viktoria Schraner (Tochter vom Sportchef und einstigen Elitefahrer Oskar Schraner), dann die Junioren Philipp Sommer, Dominik Kläusler, Jonas Weiss, Reto Stäuble und wie sie alle heissen. Es gibt eine starke Abteilung Touren- und Hobbyfahrer, Senioren- und Familientouren, Vereinsrennen, Zeitfahren, Endfahren und Bergzeitfahren mit der Nachbargemeinde Gansingen, mit welcher der RV Sulz bei der Jugend-Radsportschule zusammenarbeitet.
100 Jahre RV Sulz
Riesig freut sich der zweifache Familienvater Stohler auf das 2009: Dann feiert der RV Helvetia Sulz das 100-Jahr-Jubiläum. Wer den Verein kennt, weiss, dass er für eine Jubiläumsüberraschung gut ist. Soviel sei verraten: Eine Festschrift in Buchform wird erscheinen (Vorwort: Johannes Stohler) und die Festivitäten werden sich über das ganze Kalenderjahr erstrecken, mit den Höhepunkten eines Mannschafts-Zeitfahrens im Sommer und einem Jubiläumsfest für Jung und Alt im Herbst.
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